Swathi Fx_- stock.adobe.com

Restart Germany: Konzepte für neuen Aufschwung

Mit welchen unternehmerischen und politischen Maßnahmen es am Wirtschaftsstandort Deutschland wieder aufwärts gehen kann
07.04.2025von Stefanie Hütz

Zurück zu prosperierender Gesamtwirtschaft und positiver Stimmung – wer wünscht sich das in Deutschland nicht? Trendone, die trendbasierte Strategie- und Innovationsberatung, hat daher in Partnerschaft mit Audi Business Innovation, der Foresight Academy und dem Global Trend Network La Futura, das Event „Restart Germany“ veranstaltet. Die Hidden-Champions-Redaktion fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und hat ergänzend die Hidden Champions Testo und Horn zu ihren Standort-Gamechangern befragt.

„Deutschland braucht dringend ein neues Zukunftsnarrativ. Wir können es uns nicht erlauben, einfach nur abzuwarten, dass Stimmung und Lage wieder besser werden“, dessen ist sich Hendrik Freund, Director Corporate Innovation & Strategy bei Trendone, sicher. Und auch Nils Müller, CEO und Founder des Unternehmens, fordert „mehr Zukunftsmut“. Auf der Veranstaltung „Restart Germany“ in München brachte Trendone Expertinnen und Experten aus den Bereichen Zukunftsforschung, Innovation und Strategie zusammen. Denn für eine zukunftsrobuste Gesellschaft sei es wichtig, Trends zu erkennen und strategisch zu nutzen.

temp Flexibles und mobiles Arbeiten

Eindruck vom Event „Restart Germany“, rechts im Bild Nils Müller, CEO und Founder von Trendone.

1.      To-do: Konsequent KI einsetzen

Klar ist, KI zählt zu den Megatrends. Zu den Keynote Speakern gehörte Mirko Mondan, CEO des Unternehmens Gebrüder Dorfner. Der 1895 gegründete Familienbetrieb aus Hirschau hat sich auf die Gewinnung und Verarbeitung von Industriemineralien spezialisiert – und lange vor dem KI-Hype in eine eigene KI-Plattform investiert. Diese wurde mit Daten gefüttert, die teils Jahrzehnte ungenutzt in den Laboren gesammelt und in Ordnern abgeheftet worden waren. Jetzt lassen sich im Zusammenspiel zwischen der KI und den Datenschätzen viel schneller neue Zutatenkombinationen kreieren oder einzelne Rohstoffe ersetzen, wenn sie einmal knapp sein sollten. Dabei seien weniger aufwendige und langwierige Tests in den Laboren erforderlich. Erfreuliches Ergebnis des Engagements: eine deutliche Umsatzsteigerung, und auch ein Start-up wurde gegründet.

2.      To-do: Datenströme vernetzen

Das Aufbrechen aller Datensilos und die Integration aller Daten über Silos hinweg wird gleichermaßen zur neuen Aufgabe und Chance – das wurde im Rahmen der Veranstaltung deutlich. Industry 4.0, die umfassende Digitalisierung der industriellen Produktion, entwickelt sich zu Society 5.0, indem ERP- und CRM-Systeme verschmelzen und intelligente Fertigungsmaschinen wissen, was Kundinnen und Kunden wollen. Dass Mensch und Maschine dabei quasi nahtlos zusammenarbeiten, versteht sich von selbst.

3.      To-do: Kollaborationen eingehen

Kollaboration – auch dieses Wort war häufiger zu hören. Künftig werde es mehr denn je darum gehen, neue Wertschöpfungsnetzwerke zu bilden und firmenübergreifend zusammenzuarbeiten. Ein gutes Beispiel dafür ist die Foresight Academy, die mit zu den Veranstaltungspartnern zählte. Initiiert von Audi Business Innovation handelt es sich um eine Forschungsplattform für Unternehmen verschiedener Branchen. Zum Netzwerk gehören aktuell 16 namhafte internationale Firmen: Adidas, Allianz, Audi, Deutsche Bank, E.ON, Ferrero, Hornbach, Infineon, McDonald’s, Novartis, PepsiCo, Porsche, SAP, Sonova und Swiss Re.

4.      To-do: Marktchancen in den Risiken sehen

Geopolitische Risiken, Fake News, Cyberrisiken, Klimawandel: Wir leben in einer Zeit zahlreicher existenzieller Bedrohungen. Jessica Bland vom Centre for Existential Risk an der University of Cambridge, machte darauf aufmerksam, dass Risiken aber auch immer neue Marktchancen schaffen. Dafür gelte es, Risikomanagement und Foresight zu kombinieren.

„Mitunter kann es auch zu einem Innovationssprung führen, das Kernproblem einer Firma zu identifizieren“, weiß Hendrik Freund von Trendone.

5.      To-do: Resilienz der Mitarbeitenden fördern

Robert Radloff, Leiter Strategie / Kulturwandel & Kommunikation bei Airbus sowie Global President von LaFutura, wies daher auch auf die Bedeutung einer guten Fehlerkultur in Unternehmen hin. Es sei wichtig, offen zu sprechen und aus Patzern zu lernen. Was zum Faktor Mensch überleitet: „Es wird angesichts der Omnikrisen und Schnelllebigkeit immer bedeutsamer, den Beschäftigten in Unternehmen Sicherheit zu geben und ihre Resilienz zu fördern“, betonte Hendrik Freund.

temp Flexibles und mobiles ArbeitenTesto

Petra Toischer, Mitglied im Vorstand von Messtechnik-Spezialist Testo.

Was Hidden Champions unternehmen und politisch fordern

„Der Standort Deutschland bietet insgesamt weiterhin eine solide Grundlage für erfolgreiches Wirtschaften“, davon ist Petra Toischer überzeugt, Mitglied im Vorstand des Hidden Champions Testo, Messtechnik-Spezialist mit Sitz in Titisee-Neustadt. Sie wünscht sich, dass eine positive Grundeinstellung wieder mehr gepflegt wird und „wir offensiv mit unseren Vorteilen umgehen und für uns werben. Die hohe Lebensqualität hierzulande sorgt dafür, dass wir Talente finden und binden können.“

Ein großes „Aber“ schickt sie schnell hinterher: „Da wir international Fachkräfte rekrutieren, können wir ein polarisierendes, fremdenfeindlich konnotiertes Klima überhaupt nicht gebrauchen“, betont Petra Toischer und fährt fort: „Und natürlich müssen auch die volkswirtschaftlichen Gegebenheiten dringend verbessert werden: durch Abbau bürokratischer Hürden sowie Ausbau und Pflege einer leistungsfähigen (digitalen) Infrastruktur gerade im ländlichen Raum, wo in Deutschland ein großer Teil der Wertschöpfung stattfindet. Von politischer Seite wünschen wir uns außerdem verlässliche Rahmenbedingungen und unternehmerischen Freiraum, um erfolgreich wirtschaften zu können.“ 

temp Flexibles und mobiles Arbeiten

Markus Horn, Geschäftsführer des Präzisionswerkzeuge-Herstellers Horn.

Größter Wunsch: Forschung und Entwicklung statt Bürokratie

Die wichtigste Stellschraube, damit der Standort Deutschland in die Erfolgsspur zurückkehrt, ist auch aus Sicht von Markus Horn, Geschäftsführer der Hartmetall Werkzeugfabrik Paul Horn in Tübingen, „ganz klar der Bürokratieabbau“. Er berichtet: „Laut einer Studie des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) geben Mitgliedsunternehmen ähnlich viel Geld für Bürokratie aus wie für die eigene Forschung und Entwicklung. Stellen Sie sich vor, wir könnten nur die Hälfte davon in künftige Innovationen investieren.“ Wie Petra Toischer möchte auch Markus Horn, dass es die Politik sowohl auf Bundes- als auch auf europäischer Ebene vermeidet, „sich zu sehr in marktwirtschaftliche Themen einzubringen“. Er plädiert zudem für Technologieoffenheit bei Vorgaben. „Als weiteren wichtigen Punkt füge ich den Abbau von Handelsrestriktionen an, die uns als global agierendes Unternehmen immer mehr beschäftigen. Der freie Welthandel ist die Grundlage unseres Wohlstands und muss geschützt werden – hier sind Verbände das Sprachrohr. Mitgliedsunternehmen sollten in den Dialog gehen und ihre Bedürfnisse platzieren.“

So stellt sich das Unternehmen Horn zukunftsrobust auf

Und was unternimmt man im Unternehmen Horn, um sich zukunftsrobust aufzustellen? „Zum einen bilden wir seit vielen Jahren in großem Umfang aus – sowohl gewerblich/kaufmännisch als auch im akademischen Bereich. Des Weiteren legen wir hohes Augenmerk darauf, unsere Mitarbeiter mitzunehmen und ständig weiter zu qualifizieren. Obwohl wir die Internationalisierung vorantreiben, bekennen wir uns zum Standort Tübingen und investieren in unsere eigene Infrastruktur. Wir stellen durch eine Mehrlieferantenstrategie die Materialverfügbarkeit sicher. Und, sehr elementar: Wir erweitern und aktualisieren unser Produktportfolio regelmäßig und haben dies in Teilen auch diversifiziert. Technologieführer sein und, wenn möglich, neue Geschäftsfelder eröffnen, das ist unsere Strategie.“

full hero teaser

Hidden Champions in Deutschland

Unsere Karte zeigt, wo Innovation und weltweiter Erfolg auch abseits der Metropolen stattfindet.

full hero teaser

Hidden Champion hinzufügen

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf, wenn Sie einen Hidden Champion kennen und dieser bisher nicht bei uns aufgelistet wird.

Wir bringen Hidden Champions ins Rampenlicht.