Der aktuelle Economic Outlook von Allianz Trade spiegelt eine taumelnde Weltwirtschaft und unsichere Aussichten angesichts der Zollspirale der USA. Das Wachstum des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) dürfte sich 2025 auf nur noch 2,3 Prozent verlangsamen, dem niedrigsten Stand seit der Pandemie. Zudem trüben die hohen Unsicherheiten die weiteren Aussichten. Hauptgrund ist die eskalierende Zollspirale der USA, unter der vor allem der Warenhandel leidet. Während der Welthandel von Waren und Dienstleistungen weitestgehend stabil bleibt, rutschte der globale Warenhandel in eine Rezession.
Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade des DACH-Raumes, schätzt die Lage kritisch ein: „Bei einem Handelskrieg gibt es keine Gewinner. Die Exportverluste könnten sich auf bis zu 480 Milliarden Euro belaufen. Die Weltwirtschaft ächzt unter den Zusatzkosten – auch wenn die US-Regierung mit einer erneuten Volte den europäischen Unternehmen zumindest 90 Tage Aufschub gewährt hat. Allerdings ist gerade die anhaltende Unsicherheit Gift für Unternehmen. Handelsströme dürften sich verschieben und globale Insolvenzen in der Folge noch stärker zunehmen, allen voran in den USA.“
Weltweit wird eine Zunahme an Insolvenzen von 7 Prozent prognostiziert. Vor allem in den USA, wo die Zahl um bis zu 16 Prozent steigen soll. Für Westeuropa berechnete Allianz Trade einen Zuwachs von 5 Prozent. Wie sich die Lage in Deutschland entwickeln könnte, schätzte Bogaerts folgendermaßen ein: „In Deutschland ist der zusätzliche Anstieg der Insolvenzen durch die US-Zölle etwas geringer als in anderen europäischen Ländern. Das Finanzpaket für Infrastruktur und Verteidigung fängt einen Teil der Negativfolgen aus den US-Zöllen auf. Wir rechnen für Deutschland aktuell mit einem Zuwachs der Insolvenzen im Jahr 2025 im Vergleich zu 2024 um etwa 11 Prozent, das ist ein Prozentpunkt mehr als in der bisherigen Prognose.“
Bei den Branchen ergibt sich ein sehr heterogenes Bild: Einige Branchen sind von den US-Zöllen besonders belastet, andere spüren nur wenige Auswirkungen. „Die globale Automobil- und Textilindustrie, Non-Food-Einzelhandel, erneuerbare Energien und Landwirtschaft sind im aktuellen Kontext am anfälligsten“, fasst Ana Boata, Head of Economic Research bei Allianz Trade, zusammen. „Es trifft also die Branchen besonders hart, die vielerorts ohnehin bereits mit schwachen Margen, Konsumzurückhaltung und einem tiefgreifenden Strukturwandel kämpfen. Für einige Unternehmen könnte es hier sehr eng werden.“
Ana Boata, sieht für die amerikanische Wirtschaft erst im vierten Quartal diesen Jahres die Chance einer Erholung. Geplante Steuererleichterungen und zu erwartende bilaterale Deals seien Gründe hierfür. Angesicht der verschärften Einwanderungskontrollen, Ausgabenkürzungen, der Entlassung von Bundesangestellten und der aktuellen Zollspirale sei es allerdings unrealistisch, große positive Sprünge der US-Wirtschaft zu erwarten.
„Die große Frage ist jetzt: Wie geht es weiter“, schlussfolgert Boata mit Bllick auf eine mögliche Entschärfung der Situation. „Mit den drastischen Zollerhöhungen befinden wir uns – zumindest vorübergehend – in einem vollumfänglichen Handelskrieg. Wir gehen allerdings derzeit davon aus, dass viele Länder am Verhandlungstisch in bilateralen Abkommen Zugeständnisse an die USA machen werden. In Zuge dessen könnte der globale US-Zollsatz von aktuell 25,5 Prozent auf rund 10,2 Prozent bis zum Jahresende sinken. Das wäre immer noch vier Mal so hoch als vor Trumps Amtsantritt.“
Das „Worst Case Szenario“, bei dem die US-Regierung
das aktuelle Zollniveau bis Ende 2026 beibehält, würde laut Economic Outlook zu
noch stärkeren wirtschaftlichen Einbußen führen, insbesondere in den USA
selbst, sowie zu einer anhaltend hohen US-Inflation mit entsprechenden Folgen
für die Fiskalpolitik.
Den vollständigen Economic Outlook finden Sie hier:
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